Corinne Verdan-Moser

Corinne Verdan-Moser ist gebürtig aus Vevey im Kanton Waadt, studierte an der ETI (heute FTI – Faculté de traduction et d’interprétation) in Genf. Nach Sprachaufenthalten in England und Deutschland liess sie sich in Chardonne bei Vevey nieder, wo sie seit 1988 als allgemeine und literarische Übersetzerin (aus dem Deutschen, dem Englischen und dem Schweizerdeutschen ins Französische), sowie als Lektorin und Autorin tätig ist.

 

 

Übersetzungen

Le chant du parquet qui grince, de Virgilio Masciadri, Editions Le Cadratin, 2022

Le jour où les hommes ont dit non, de Clare O’Dea, Edition Clare O’Dea, 2021.

Frida Nidoiseau, de Tina Schlip, illustrations de Silvan Borer, Editions Helvetiq, 2018.

Stína, de Lani Yamamoto, Editions Helvetiq, 2018.

Slurp Slurp Smack Smack, de Anita Lehmann, illustrations de Kasia Fryza, Editions Helvetiq, 2019.

D Zyt aahalte / Arrêter le Temps, de Barbara Traber, Editions Le Cadratin, 2017.

Une grossesse mise en question – Surmonter l’impensable, de Monika Maye, Editions Saint-Augustin, 2017.

Etat paternaliste ou état minimal. Remarques théoriques et pratiques sur la gestion de l’Etat démocratique, de Karl Popper, préface de André Verdan, Editions de l’Aire, 1997.

Le grand-père, de Dante Andrea Franzetti, Editions Bernard Campiche, 1988.

 

Eigene Texte

Le Bouquet, Vevey, Editions Le Cadratin, 2015.

Le Banquet des Mois, Vevey, Editions Castagniééé, 2003.

La Légende du Pèlerin, in Les Régions en nouvelles, Editions Construire, 1990

Auszüge aus dem “Lied vom knarrenden Parkett” von Virgilio Masciadri

Das Lied vom knarrenden Parkett
Lugano, Villa Ciani
Ungespielt wirkt die Freude
des ersten Aufsehers als du
bezahlst und er dein
Billett über die Tischplatte schiebt
                                                                  der Zweite
öffnet dir persönlich das Garderobenkästchen erläutert
wo man das Zweifrankenstück ein-
wirft und weist
präzise nach dass die
Treppen zum Hochsteigen da sind
                                                                  der dritte
Herr übers Obergeschoss zeigt dir
den Weg dem Pfeil nach Saal
um Saal Bild
um Bild schreitest du ab Petrinis
flammende Heilige und die
Bürgerstöchter Rinaldis und von
Rossi die Bauernmädchen und
hin und wieder
begegnest du auch dem
Aufseher (lächelnd
kreist er im Gegensinn)
                                       immer
vorsichtiger setzt du die Sohlen
auf das Parkett das
schöngeschliffne mit den In-
tarsien von alter Kastanie die so
schauerlich quietschen bei jedem tritt und
allmählich begreifst du: in diesem
Museum sind Be-
sucher ebenso
kostbar wie
                           Gemälde.

* * * * * * *

Seltsame Wanderung
Im Nebel ist die Landschaft ein weisses Blatt du
wendest es langsam liest Vorab-
drucke von Fussnoten neben der Strasse die
Brombeerranken das Nielengestrüpp sie fransen
aus (nur im Nebel
bist du frei nur im
Nebel bist du allein) selbst die Fahrbahn legt sich
nicht weiter fest als auf die nächsten
fünf Meter / später ist
alles am Drehn weit
weg siehst du
erste Notizen von
Dörfern einen
Aufriss von Licht und Bergrücken einzelne
Wörter / wieder
senkst du den Blick auf die
Bahn von Asphalt und voran-
schreitend setzt du
aus dem Gedächtnis zusammen neu die zu
Stücken gegangene Welt.

* * * * * * *

Versprechen
In der Gasse traf ich dich nicht
das Wasserbecken am Waschhaus
hatte weder Erinnerung noch
Bedenken / was wischte der Alte
mit seinem Reisbesen beiseite vor
der Haustür? Ich will lernen
vorüberzugehen als wäre
ich nicht dagewesen.

* * * * * * *

Bel Paese
Bei der Einfahrt in die Provinz
Sondrio verkündet
ein grosses Schild zwischen Land-
strasse und Kuhweide
zona produzione bresaola
hätten bloss auch wir
einen so klaren Blick in
unsere Zukunft wie hier
das grasende Rindvieh.

* * * * * * *

Casasco
Frühmorgens funkelt im-
mer dieselbe
Fensterscheibe vom Hang gegen-
über in mein Zimmer ein
irdischer Morgenstern das
Dorf mit dem Kirch
turm ist
wirklich es blinzelt mir zu und den
ganzen Tag fühle ich mich als
wäre
ich Hermann Hesse.


D’Zyt aahalte – Arrêter le temps von Barbara Traber – übersetzt aus dem Berndeutschen von Corinne Verdan-Moser

Gägepol
Altwybersummertage. No einisch Sunne u Wermi. Mi gniesst’s, wi we’s z letschte Mal wär, ghört halt derzue mit Runzele u meh oder weniger graue Haar.
Aber da steit me plötzlech voremene Maisfäld mit meterhöche Pflanze u luegt u stuunet u mues ds Lache verbysse. I de Hüllbletter versteckt: luter Kolbe. Was für ne Verschleiss vo Männlechkeit!
Contraste
L’été indien. Un petit rab de soleil et de chaleur. On le savoure comme si c’était la dernière fois, surtout ma foi si on est à la saison des rides, des implants et des cheveux grisonnants.
Arrêt soudain devant un champ de maïs couvert d’une armée serrée de tiges immenses et on regarde, et on s’étonne et on réprime un fou rire. Là, caché dans leurs étuis foliés, plein d’épis oubliés : quel gaspillage de belles virilités !

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Holzwäg
Hie und da het’s no e letschte roten Öpfel amene Boum, e Spätzünder, wo bim Abläse vergässe worden isch. I schuene dür ds Loub wi düre Schlick vomene Wattemeer u frage mi undereinisch, öb sech‘s würklech lohnt, uf d Wält z cho u z wachse u scho gly es Hüüffeli Äsche z wärde wi di guet glagerete Schytli vo Tanne u Bueche i mym Schwedenofe. Aber Holz wachst geng wider nache.
Vilicht bin i uf em Holzwäg. I ha geschter zwöi Ster Schytli ufbigelet, Vorrat für e Winter – mit eren Usduur, won i süsch nume bim Schrybe ha.
L’arbre et la forêt
Ici et là, les dernières pommes rouges, mûries sur le tard et oubliées à la cueillette, attendent sur les branches dénudées. J’avance dans les feuilles mortes, comme dans le limon à marée basse, et je me demande si ça vaut vraiment la peine de naître, de grandir, pour bientôt devenir un petit tas de cendres, comme au fond de mon poêle suédois les bûches de sapin et de foyard. Mais le bois, ça repousse…
Peut-être que je m’égare dans cette forêt qu’un seul arbre parvient parfois à me cacher. Hier, j’ai empilé deux stères de bûches, ma réserve pour l’hiver, avec une persévérance dont je ne fais preuve par ailleurs que pour écrire.

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Füür u Flamme
Es knischteret, tigget, knacket, ruuschet, zünglet, funket – bis ds Holz im Ofe richtig glüejt u wermt.
I luege zue u lose u lege Schyter nache, wi we’s mys innere Füür wär, won i geng vo nöjem müesst entfache.
Tout feu tout flamme
Ça craque et claque et pète et siffle et souffle et lèche – jusqu’à ce que le bois dans le poêle rougeoie et dégage une bonne chaleur.
Je le regarde et je l’écoute et je remets des bûches, comme si c’était mon feu intérieur que je devais nourrir sans relâche.

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